Am frühen Morgen gegen 8:00 Uhr
erreichen wir Harstad. Von hier aus nehmen wir an einem Ausflug über die Vesterålen teil. Die Vesterålen grenzen im Norden an die Lofoten.
Grob gesagt gehört alles, was nördlich oder östlich des Raftsunds zu finden ist, zu den Vesterålen.
Noch beim Frühstück zeigen sich erste Wolkenlücken, die die
Stimmung aufhellen. Bis dahin war alles grau, obwohl es in der Nacht bei Tromsø gut ausgesehen haben muss - so sagen zumindest meine Eltern.
Unserer Reiseleiterin im Bus ist so ein richtiger Urtyp mit einem echt trockenen Humor - sie
erzählt kleine Witzchen und Anekdoten am laufenden Band. Eine davon: Weil Harstad an einem steilen Hang liegt, hätten die Menschen, die dort wohnen, breitere Füße, um sicher auf dem abschüssigen Grund zu stehen. Da sie aber eine seriöse Touristenführerin
sei, würde sie so etwas nur erzählen, weil sie sich selbst davon überzeugt hätte... Viel mehr dieser Späße kann ich mir leider kaum merken - sie kommen zu schnell.
Man glaubt kaum, wie lieblich die Landschaft hier zwischen Kvæfjord
und Sigerfjord ist - einen Tag, nachdem man nichts anderes als schroffe Felsen und karge - wenn auch beeinduckende - Landschaft gesehen hat. Viel Grün, Bäume, Seen, kleine Wälder. Türkisgrünes Wasser im Fjord,
dazu ein wenig blauer Himmel und Sonne. Eine tolle Landschaft!
Mit der Fähre setzen wir bei Revsnes über den Kvæfjord. Auf der Fähre
wird uns Kaffee und Kuchen serviert. Das ist natürlich von der Reiseleitung so vorgesehen. Manches ist schon beim Hinhören gewöhnungsbedürftig - Kuchen mit einem Belag aus karamelisierter Ziegenmilch (Geitost)
ist für deutsche Zungen etwas ungewohnt und sicher etwas exotisches. Das Rezept bekommen wir an Bord des Busses auch noch zu sehen. Wir fahren nun kurz an einem See vorbei, bevor wir hinunter zum Sigerfjord kommen.
Dort passen die Busse unser Schiff,
die MS Finnmarken, so ab, dass wir genau in dem Moment über die Brücke nach Sortland fahren, als die MS Finnmarken unter der Brücke hindurch fährt. Nachdem wir in
Sortland das Anlegemanöver des Schiffes beobachtet haben, gehen wir dann wieder an Bord.
Als nächste Station wartet Stokmarknes auf uns, wo das Hurtigruten-Museum mit der alten,
1993 außer Dienst gestellten MS Finnmarken steht. Stokmarknes gilt als der Gründungsort der Hurtigruten. Der Unterschied zwischen der alten Finnmarken, die in Sichtweite der neuen Finnmarken direkt am Museum und der Anlegestelle an Land liegt, ist doch recht gewaltig. Man kann sich schon vorstellen, dass rauhe See diesem Schiff schon etwas mehr
anhaben konnte als unserem Schiff, dass zudem über Stabilisatoren verfügt, die es doch ziemlich ruhig laufen lassen.
Gegen 16:00 Uhr erreichen wir wieder den 26 Kilometer langen Raftsund. Nachdem wir die Passage am 3. Mai schon einmal nachts beobachtet haben, haben wir nun das Glück, sie tagsüber bei Sonnenschein zu erleben. Über Bordlautsprecher wird
verkündet, dass der Kapitän versuchen würde, in den Trollfjord hineinzufahren. Es sei das erste Mal diese Jahr. Und wir haben Glück: Am Ausgang des Raftsundes biegt das Schiff zunächst hart steuerbord in die
unglaublich enge Schlucht des Fjords ein. Gerade einmal 100 Meter ist die Einfahrt breit. Zur Erinnerung: Das Schiff ist 138 Meter lang und fast 22 Meter breit. Und die
Berge rechts und links des Fjords sind gleich einmal 800-1000 Meter hoch.
Am Ende des 2 Kilometer langen
Fjords wirkt die die Schlucht wie eine Art Wendehammer, und prompt wendet der Kapitän das Schiff quasi auf der Stelle - unglaublich! In umgekehrte Richtung fahren wir dann wieder aus dem Fjord hinaus und
setzen unsere Reise in Richtung Svolvær fort.
In Svolvær gehe ich wieder von Bord, um an einem Ausflug über die Lofoten teilzunehmen. Zuerst fahren wir bei herrlichem Wetter und schon tiefer stehender Sonne (der Ausflug begann
um 18:30 Uhr) ins Fischerdorf Henningsvær, wo wir schon die entgegenkommende MS Richard With am Horizont erspähen. Den Diavortrag, der sehr schön ist, sehe ich mir noch an, die
Kunstausstellung schenke ich mir zugunsten von ein paar Fotos - ich bereue das nicht. Auf der ganzen Fahrt gibt es an diesem herrlichen Tag sowieso zu wenig Möglichkeiten für Bilder - und das bei dem herrlichen Wetter vor dieser
Kulisse mit diesem herrlichen Licht. Nur ein weiterer Fotostopp wird uns gegönnt - ein Jammer, aber der Zeitplan...
Die Fahrt ist jedoch sehr schön und zeigt einem die verschiedenen Landschaftsformen der Lofoten: Von steilen, schroffen Bergen zu lieblichen Tälern. Alle Berge über 400 Meter Höhe sind auf den Lofoten übrigens
von den Gletschern rund geschliffen, höhere Regionen der Berge blieben vom Eis verschont. Das verleiht den Lofoten ihre markante Silhouette.
Um 21:40 Uhr gehe ich wieder an Bord. Kurz später verlassen wir die Lofoten in Richtung Bodø.
Weiter...
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