Wunderbares Wetter heute: Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, der nur von einigen Wölkchen verziert wird. Zu dumm, dass ich - weil wir
unsere Kabine auf der Backbord-Seite haben - nicht merke, welche Kulisse auf der anderen Seite des Schiffes zu sehen ist. So gehe ich ohne Kamera zum Frühstück, wo ich die kleinen Häuschen vor den schroffen Bergen
nur bestaunen kann.
Ich beschleunige also das Frühstück, während einige Passagiere von einer
Barkasse zu einem Landausflug zum Svartissen-Gletscher abgeholt werden. Dann hole ich schnell die Kamera und gehe an Deck. Das Wetter und die Kulisse sind ein Traum. Wir machen kurz halt in Ørnes, das unsere erste echte Station nach der Überquerung des Polarkreises ist. Ab jetzt sind wir im Reich der Mitternachtssonne.
Die Berge hier oben im Norden sind schon deutlich schroffer, und es liegt
erheblich mehr Schnee dort oben. Heute morgen war auch der Svartissen, der zweitgrößte Gletscher Norwegens, zu erkennen. Weiter geht es nach Bodø, der mit 40.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Nordnorwegens.
Wir gehen von Bord und fahren mit
dem Taxi auf den nahe gelegenen Rønvikfjellet-Aussichtspunkt. Dort machen wir ein paar Bilder und genießen die Aussicht von oben auf Bodø. Dann wollen wir wieder zurücklaufen. Nach
Auskunft der Taxifahrerin und einiger Einheimischer, die wir auf dem Berg treffen, gibt es keinen guten Weg hinunter zum Anleger außer der Straße. Also laufen los.
Nach einer Spitzkehre - vielleicht 500 Meter von oben - werden wir von
einem Auto eingeholt, man winkt uns herbei und bedeutet uns, wir sollten doch einsteigen. Es sind zwei Norweger, die wir oben nach dem Weg gefragt hatten. Ganz überrascht nehmen wir an und steigen ein. Das
Ehepaar, das aus der Gegend kommt, bringt uns wieder an den Kai, wo wir den Rest der Zeit bis zum Ablegen kurz nach 15:00 Uhr in der Sonne auf einer Bank sitzen und Tee trinken. Dann geht es weiter in Richtung Lofoten. Erster Halt wird dort gegen 19:00 Uhr Stamsund sein.
Dort kommen wir auch pünktlich an. Allerdings machen wir uns dann mit einer ordentlichen Verspätung auf nach Svolvær. Dort wird Stockfisch
hergestellt. Am Hafeneingang sieht man schon die Gestelle mit dem Fisch - und man riecht sie auch. Einen Hinweis auf den Stockfisch gibt auch eine Kneipe in der Nähe des Anlegers: Bacalao. Wie uns der Führer am
Geiranger erzählt hatte, ist das die spanische Variante eines Gerichts aus Klippfisch. Klippfisch ist genau wie Stockfisch getrockneter Dorsch. Der einzige Unterschied besteht darin,
wie er getrocknet wird: Stockfisch wird auf Holzgestellen getrocknet während Klippfisch auf den Klippen (daher der Name) getrocknet wird. Norwegen gehört zu den größten Exporteuren von Stock- bzw. Klippfisch. Gerade
katholische Länder wie z.B. Italien und Spanien haben während der Fastenzeit einen sehr hohen Bedarf an Fisch, der auf diese Art gedeckt wird. Und von hier aus wird der Stock- und Klippfisch auch dorthin exportiert.
Ansonsten ist Svolvær recht hübsch und hat einige schöne Kneipen und
Rorbuer, die neu und zu vermieten sind. Dann laufen wir aus und kommen gegen 23:30 Uhr zu einer markanten Enge: Dem Raftsund. Trotz der späten Stunde sind noch alle an Deck oder im Aussichtssalon auf Deck 8. Das Schiff
windet sich im Halbdunkel durch die Enge und danach unter einer Brücke hindurch - ein abenteuerliches Schauspiel, dass sich kaum einer entgehen läßt und das zu den Höhepunkten der Reise gehört.
Dunkel wird es in dieser Nacht übrigens nicht mehr werden: Es ist
0:30 Uhr, als wir uns in die Kabine begeben, aber man könnte noch gut und gerne ohne Licht lesen.
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