Tag 8
Der Tag der Tage - heute ist die Samaria
-Schlucht dran. Ein “Muß” für jeden Kreta-Touristen! Am zweiten Tag hatten wir den Tripp bei Nadine - unserer 1-2-Fly Betreuerin - gebucht.
Für 34 EUR - 10 EUR zuviel eigentlich, aber nachher ist man immer schlauer.
Wir sollten um 540 Uhr an der Taverna Veranta
sein - das war gerade um die Ecke, vielleicht 200 bis 300 Meter vom Hotel entfernt. Das ist früh, besonders im Urlaub. An diesem Tag stehen wir um 430 Uhr auf. Danach gehen wir Frühstücken.
Normalerweise wäre das natürlich nicht möglich gewesen, aber wir hatten uns am Abend vorher deswegen an die Rezeption gewendet. Duschen viel an diesem Morgen aus, denn um diese
Uhrzeit gibt es im Hotel nur kaltes Wasser - brrrr!
Mehr als pünktlich stehen wir an der vereinbarten Stelle - in Shorts und T-Shirt und es ist
wunderbar mild. Richtig angenehm, keine Spur kühl.
Erste Zweifel, ob wir etwas verpaßt
haben, schleichen sich gegen 550 Uhr ein, denn der Bus ist immer noch nicht da. Was ist da los? Nervosität kommt auf. Wurde der Zeitpunkt verlegt und wir haben versäumt, im Ordner, der im Hotel
ausliegt, nachzusehen? Ist der Bus schon weg?
5 Uhr und 58 Minuten: Ein doppelstöckiger Bus biegt um die Ecke - das muß er sein! Die Tür
geht auf, ein Glatzkopf streckt seinen Kopf aus der Tür. “Samaria-Schlucht????” - “Ja!” - “Rethymno Bay Hotel?” - “Ja” - “Wieso steht ihr denn hier und nicht am
Hotel?!?” Der Bus wartete beim Hotel und nicht wie von Nadine verkündet und in unserer Buchung schriftlich festgehalten vor der Taverna Veranta an der Strandpromenade. Wie lang er dort wartete, weiß ich nicht... egal, irgendwie ist
es ja noch mal gut gegangen - der Bus mußte zwingend an der Taverne vorbei, wenn er am Hotel vorbei fuhr... puuuh!
Nach etwas mehr als 2 Stunden Fahrt, auf der wir noch einige Samaria-Jünger aufsammeln,
kommen wir auf der Omala-Hochebene an. Zwischenstopp bei einer Taverne, bei der man noch einmal Kaffee trinken oder Frühstücken und sich auch noch mal Proviant besorgen kann. Es ist schweinekalt hier oben!
In der Nacht hatte es in diesem Teil Kretas geregnet und das hat die Temperaturen wohl heruntergerissen - sieht man mal von der Höhe (ca. 1000m) ab. Ein Pulli oder eine Windjacke
wären jetzt nicht schlecht gewesen. Neben den 34 EUR für den Bustransfer hin und zurück zahlen wir noch mal 7,90 EUR für den Eintritt in die Schlucht und für die Fähre von Agia Roumeli (dem
Ort am Ausgang der Schlucht, von wo aus man nur per Schiff weiterkommt) nach Chora Sfakion.
Dort wird der Bus auf uns warten. Während der
Busfahrt informiert uns Georgios - der Begleiter - über den Weg und die Treffpunkte unterwegs. Jeder soll laufen, wie er möchte. Er wird uns etwas Vorsprung geben und dann zu festgelegten
Zeitpunkten an Rastplätzen unterwegs zu sein. Er informiert über die Gefahr von Steinschlägen unterwegs (die gefährlichen Stellen sind durch Schilder gekennzeichnet) und darüber, daß es für
den schnellsten in Agia Roumeli keine Goldmedaille gibt - in der Folge scheinen einige an dieser Stelle seines Vortrags tief und fest gepennt zu haben: Manche werden nach dem
Einstieg in die Schlucht losbrettern wie die Irren. So bekommt man doch gar nichts mit von der Schönheit, die einen erwartet.
Wie auch immer: Um 840 Uhr geht es los. Ziemlich bald nach dem Einstieg rutscht Matthias
etwas aus. Zwei Mädels hinter uns machen noch Witze darüber, gleich darauf stoplert eine von ihnen auf ähnliche Weise. Geli und Biene (vermutlich Angelika und Sabine) kommen aus der Gegend um Füssen, wir werden uns noch
häufiger über den Weg laufen und auch weite Teile der Schlucht zusammen durchwandern. Bei einer Rast meint Geli noch, sie hätte lieber mein rotes T-Shirt anziehen sollen - das passe besser
zu ihrem roten Kopf... an der Stelle haben wir wohl schon 850 Meter Höhendifferenz (nach unten) hinter uns - auf ca. 4km Strecke über Stock und Stein! Wir befinden uns im alten Dorf Samaria,
das langer verlassen ist - bis auf ein paar Ziegen. Schneubisch sind die sie - Kekse mögen sie, aber die Apfelreste, die die Mädels ihnen anbieten, werden kaltschnäuzig abgelehnt. Kein Bild mit zahmer Ziege...
Ein wenig weiter wir es spannend - die Schlucht
ist schon ziemlich eng, und wir befinden uns in einem Steinschlag-Gebiet. Ich höre ein Pfeiffen und weiß bescheid - irgendwo kommt was herunter, aber wo? Ich fange an zu rennen, ein
Österreicher hinter mir in langer Jeans und nicht ganz so sportlich aussehend (mit Verlaub, falls er diese Zeilen liest) ist dem Unheil wesentlich näher als ich (und ich bin mit geschätzt 50m auch
nicht weit weg!) kann plötzlich rennen wie ein Klasse-Sprinter. Ein vielleicht 20cm großer Brocken schlagt mit Getöse ein. Glück gehabt, und auch der Rat von Georgios, an solchen Stellen
keine Rast zu machen, war nicht falsch... der Österreicher wir ab nun die Gruppe von Matthias, Biene, Geli und mir verstärken. Der Österreicher hatte sich bereits vor dem Dorf Samaria am
Rastplatz an der Kapelle Agios Nikolaos nach meiner Mavica FD-91 Digitalkamera erkundigt.
Das Wetter hatte sich übrigens gleich nach dem
Einstieg in die Schlucht gebessert. Die Sonne kam zwischen den Wolken heraus, Sonne und ein paar Wolken wechseln sich ab, ein angenehmer Wind bläst durch die Schlucht - eigentlich das richtige
Wetter für so eine Wanderung. Und das Rauschen der Wälder erinnert zwischendurch auch mehr an eine Landschaft in den Hochalpen als an einen Platz auf Kreta! So etwas hätte ich hier nicht erwartet...
Weit unten kommen wir endlich durch die Eiserne Pforte. 3 Meter sind die hunderte Meter hohen Steilwände beider Seiten nur noch voneinander entfernt. Das Postkartenmotiv für Samaria!
Nach knapp 6 Stunden sind wir unten und haben die knapp 16km geschafft. Wir haben die
Schlucht bis zum letzten ausgekostet, sind nicht durchgehetzt und haben viele Bilder geschossen. Körperlich war es für Matthias und mich kein Problem. Schließlich sind wir auch Sportler, und
Goldmedaillen wollten wir auch nicht gewinnen. Das war der richtige Weg! Man kann es sicherlich ergeblich schneller schaffen, aber wer will das schon und wozu?!?
Am Ende wartet noch das Bad im Meer auf uns. Die Taverne Tara, in der Georgios auf uns wartet und uns die Fährkarten aushändigen will, finden wir nicht so leicht, aber wir finden sie. Auch
wenn wir wieder einmal die letzten sind, aber das kennt Georgios schon... wir wechseln auf die Fähre, von der aus es zurück geht.
Die beiden Mädels sind in Georgoupolis wieder
ausgestiegen. Leider waren wir zu blöd, uns die EMail-Adressen geben zu lassen. Also, Geli und Biene: Wenn Ihr diese Zeilen lest, dann meldet Euch doch mal! Matthias hat noch ein paar Fotos,
auf denen Ihr auch drauf seid. Vielleicht schneien wir auch mal rein, wenn wir Skifahren gehen - wir kommen da eigentlich immer durch Füssen durch...
Weiter zu Tag 9
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