Tag 11
Auch an diesem Morgen sieht das Wetter nicht toll
aus. Aber wir wollen trotzdem nach Chania - eine Stadt kann man schließlich auch bei bedecktem Himmel besichtigen, auch wenn es schöner wäre, die wahrscheinlich schönste Stadt Kretas bei
strahlendem Sonnenschein zu sehen. Aber was soll’s, das Wetter kann man sich nicht aussuchen.
Trotzdem: Auf dem Weg nach Chania über die New Road kommt von Westen her der blaue
Himmel, der sich am späten Vormittag, rechtzeitig zu unserer Ankunft in Chania, durchsetzen kann. Wir navigieren uns quer durch die Stadt und parken unten am Meer westlich der Festung, denn dort kostet das Parken nichts.
Von hier aus ist es nur ein paar Schritte um die Festung - Fort Firkas - herum, bis man den Leuchtturm erblickt, der schon zum venezianischen Hafen gehört. Dieser ist (natürlich) unsere erste Anlaufstelle.
Rund um den venezianischen Hafen drängt sich Taverne an Taverne, und die Touristenströme schlängeln sich über die Hafenpromenade. Und obwohl gerade zur Mittagszeit jeder Tavernenbesitzer versucht, einen mit den üblichen
und mittlwerweile gut bekannten Sprüchen in seine Taverne zu locken, ist es dennoch ein sehr malerischer Ort.
Vom Venezianischen Hafen aus gehen wir zunächst direkt ins Nautische Museum, das eigentlich mehr ein Marine-Museum ist und den Befreiungskampf der Kreter zu Wasser durch die Jahrhunderte und
Jahrtausende zeigt. Im ersten Stock sind Bilder und Gegenstände aus dem 2. Weltkrieg vom Überfall der Deutschen auf die Insel zu sehen - inklusive Bilder von Erschießungen und allem was
‘dazugehört’ - mir lief unweigerlich ein eiskalter Schauer über den Rücken. Daß die Kreter zumindest offen keinen Hass gegen die Deutschen hegen, ist anhand mancher Bilder schon sehr verwunderlich.
Vom Nautischen Museum aus gehen am Hafen entlang, dann zweigen wir kurz vor der markanten
Hassan-Pascha-Moschee in die Gassen des dahinterliegenden Kastelli-Viertels ab. Dort treffen wir u.a. auf alte Ausgrabungen, die offen mitten in der Stadt liegen. Zum Teil hat man neue Gebäude direkt an die alten Ruinen
angebaut - etwas ungewöhnlich, wenn man bedenkt, daß diese aus minoischer Zeit stammen, also mal eben 3500-4000 Jahre alt sind.
Dann kommen wir am Jacht- und Fischereihafen vorbei, der im Osten
an den Venezianischen Hafen grenzt. Von hinten sehen wir schon die Venezianischen Arsenale - quasi die Docks der damaligen Zeit. Sieben von siebzehn Arsenalen stehen noch heute.
Danach tauchen wir wieder in die
Gassen der Altstadt ab. Zunächst suchen wir die Markthalle auf. 
Sie wurde zwischen 1911 und 1913 nach dem Vorbild der Marseiller
Markthalle erbaut. Wir schlendern ein wenig durch die Geschäfte und Stände und sehen uns auch nach ein paar potentiellen Mitbringseln um.
Neben den Händlern, die Fisch, Fleisch, Gewürze und allerlei lokale
Spezialitäten feilbieten, finden sich auch kleine Tavernen dort - ist vielleicht vom Anblick her nicht unbedingt jedermanns Geschmack, denn die Tavernen, die den Charakter von Garküchen haben,
sind sehr einfach und eng. Aber ich denke, man sieht dort das wahre Leben.
Von dort aus und schlendern wird durch die
"Ledergasse" (Skridlof-Straße) - dort gekommt man - der Name sagt es ja bereits - alles, was man aus Leder machen kann: Taschen, Portemonaies, Gürtel und vieles mehr. Nach
längerem Suchen erstehen wir dort zwei neue Portemonaies. Meines hat 12,50 EUR gekostet - das ist okay. Vielleicht hätte ich aber doch noch ein wenig feilschen sollen? Gehört auf Kreta
irgendwie zum guten Ton - wenn man die nicht eben einfachen Spielregeln kennt.
Danach suchen wir uns eine Taverne. Im Mirovolo
in der Zambeliou Strasse werden wor fündig. Wirr essen jeweils ein Menü: ich ein Fisch-Menü (Tamara-Dip, gemischter Salat, Fischteller, Raki) für 9,60 EUR. Angesichts der Menge und der
Qualität ein mehr als fairer Preis - und zudem mehr, als ich eigentlich essen wollte, aber egal... es hat sich jedenfalls gelohnt.
Wir gehen zurück durch den
venezianischen Hafen zum Auto.
Davor erklimmen wir aber noch einen Teil der Stadtbefestigung
unweit der Lederstraße. Von dort aus hat man einen sehr schönen Rundumblick über die Stadt, besonders jedoch in Richtung des Hafens.
Eigentlich wollten wir nun noch auf die vorgelagerte Halbinsel Akrotiri, wir finden aber die Straße dorthin nicht sofort und landen in Souda auf der Schnellstrasse nach Rethimnon.
Kurzentschlossen disponieren wir um: Wir fahren also zunächst zum Kournas-See in Georgioupolis, der quasi auf dem Weg liegt, und wollen danach am Hotelstrand baden gehen .
Der Kournas-See ist (je nach dem, welchem Reiseführer man glaubt) der einzige Süßwassersee
Kretas und wirkt nicht gerade so, als ob man sich auf einer Mittelmeer-Insel befindet. Er würde eher nach Bayern oder in die Alpen passen. Viele Menschen gehen hier auch baden, aber ich
bevorzuge dann doch das Meer - das habe ich zuhause nicht, Süßwasser-Seen dagegen schon.
Nach der kurzen Rast geht es dann zurück zum Hotel, wo wir noch mal zum Strand runtergehen.
Es ist allerdings schon recht spät und auch entsprechend kühl.
Weiter zu Tag 12...
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