Tag 10
Morgens kommt von Westen das gute Wetter, die Wolken scheinen abzuziehen. Wir beschließen,
heute die Weinberge im Hinterland von Iraklion zu erkunden. Wir fahren also wie schon öfter die New Road in Richtung Iraklion und biegen dann ab - dabei lassen wir Knossos, das wir am letzten Tag besuchen wollen, im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.
Zunächst wollen wir die Nekropolen von Fourni
besichtigen. Wir wissen, daß wir dabei auch ein Stück Schotterpiste vor uns haben. Das Wort ‘Schotterpiste’ ist allertdings mehr als untertrieben: Durch den Regen von gestern ist
alles extrem aufgeweicht, die Fahrt 2 Kilometer hoch vom Dorf gleicht einer Rallye - inklusive Drifts auf matschigem Untergrund. Das ist eine der Strecken, bei der ich froh bin, am Steuer
eines Mietwagens zu sitzen - mit meinem Auto hätte ich das wohl nicht gemacht!
Schließlich kommen wir doch an - wir sind mutterseelenallein auf dem Vorplatz zu dem
umzäunten Gelände. Die bis zu 2500 Jahre alten Ruinen sagen uns aber nicht sehr viel. Wir sehen uns kurz um und machen ein paar Bilder. Aber unser Wissen und unsere Vorstellungskraft
reichen trotz Reiseführer nicht aus, um in den Ruinen irgendetwas konkretes zu erkennen. Trotzdem ist diese Stätte laut Reiseführer die größte entdeckte Nekropole Kretas. ![Anemospilia Anemospilia](../../assets/images/kreta2002/Anemospilia.jpg)
Ähnliches wiederfährt uns bei Anemospilia, das ca. 3 km außerhalb von Archanes am
Nordhang des Jouchtas liegt. Diese Ruinen sind deshalb so wichtig, weil man glaubt, dort die entscheidenden Beweise dafür gefunden zu haben, daß es bei den Minoern Menschenopfer gab. Die Beweise sind einleuchtend,
zweifelhaft ist aber, ob das eine einmalige Tat im Angesicht einer großen Katastrophe oder gängige Praxis war. Wir sind auf dem Weg, der wieder jeder Beschreibung spottet - steil, steinig, eigentlich
etwas für Geländewagen und nicht für einen Renault Clio, nicht ganz sicher, ob wir zu der Stätte überhaupt hineinkommen. Mein Reiseführer sagt zwar, das Tor sei immer offen, aber der von
Matthias hat recht - das Tor ist zu! Dafür haben wir einen schönen Blick bei nicht so schönem Wetter auf Iraklion.![Archanes Archanes](../../assets/images/kreta2002/Archanes.jpg)
Archanes am Fuße des Berges unterhalb von Anemospilia ist ein nettes Dorf mit handgemalten
Schildern an den Geschäften. Wir vertreten uns dort etwas die Füße und machen ein paar Bilder, bevor wir wieder ins Auto steigen und die nächste Statio unserer Rundreise ansteuern.
Danach wollen wir auf den Hausberg von Iraklion -
den 811m hohen Jouchtas. Auch hierauf verdient die Straße diese Bezeichnung nicht. Aber man hat von oben eine sehr gute Rundum-Sicht. Leider hängen die Wolken schon wieder tief, die Sonne
ist weg. Bei schönem Wetter ist das mit Sicherheit ein gigantischer Blick. So ist es leider windig und sehr frisch.
Also bleiben wir nicht lange und fahren weiter nach Vathipetro. Dort soll eine gut erhaltene
antike Weinpresse zu bestaunen sein. Die Weinpresse in Vathypetro ist kleiner als von uns gedacht, aber dafür gut erhalten. Man findet sie in einem kleinen Gebäude auf dem Gelände.
Direkt vor dem Wegfahren sehen wir noch das Paradebeispiel eines deutschen Mietwagenfahrers
samt Family in seinem Corsa 1.0, der es besser hätte bleiben lassen sollen - Wenden auf Feldwegen und Anfahren am Berg gehören nicht eben zu seinen Stärken. Die arme Kupplung...
Eine ganze Ecke weiter in Kastelli essen wir in der in meinem Reiseführer erwähnten Taverne. Sie ist gut besucht und hat eine wirklich große und
abwechslungsreiche Speisekarte. Viele Touristen sind hier und das hat wohl auch seinen Grund. Die Wirtin hat den meine Reiseführer auch zum Verkauf ausstehen (den Ostteil, davon , denn meinen
Reiseführer gibt es auch aufgeteilt in einen Ost- und einen Westteil) - ein Schelm, der Böses dabei denkt. Als sie meinen Reiseführer auf dem Tisch liegen sieht, fragt sie
natürlich glatt, ob die Beschreibung stimme. Aber die Beschreibung im Reiseführer stimmt meiner Meinung nach, so daß ich keine Höflichkeitslüge auspacken muß, sondern wahrheitsgemäß antworten kann. ![Weinpresse in Vathipetro Weinpresse in Vathipetro](../../assets/images/kreta2002/Weinpresse.jpg)
Ein Stückchen weiter ist die Kapelle Agios Pandeleimon mit der Taverne nebendran, wo der
Sohn des Hauses sich für den Sohn von Elvis Presley hält und das dem geneigten Touristen angeblich verrät. Wir waren aber schon satt, so daß wir uns nur die Kapella angesehen haben.
Zum Abschluß wollen wir noch nach Malia - nicht um zu baden, sondern um uns die Ausgrabungen
am Ostrand der Stadt anzusehen. Wir fürchten aber, daß die Reiseführer recht haben und die Ausgrabungen um 1500 Uhr dicht machen - in diesem Fall haben die Reiseführer natürlich recht
und die Pforten sind verschlossen - leider.
Aber es kommt viel schlimmer: Beim Abschließen
dreht sich das Schloß der Fahrertür mit in der Tür, und der Schlüssel will nicht wieder heraus! Ich kann weder die Tür schließen, noch den Schlüssel wieder herausziehen. Matthias bekommt ihn zwar
raus, aber beim erneuten (etwas leichtsinnigen) Versuch, die Tür abzuschließen, passiert das gleiche. So ein Mist!. Nach längerem Probieren bekomme ich den Schlüssel schließlich und
endlich doch wieder heraus und wir beschließen sofort, das Auto am Flughafen zurückzugeben und uns einen neuen Wagen geben zu lassen - schließlich muß ein Auto doch abschließbar sein.
Glücklicherweise liegt der Flugplatz in Iraklion auf unserem Weg ins Hotel zurück, also nichts wie hin. Der Typ von Budget schaut sich das an und nickt - wir sollen einen neuen Wagen bekommen: auch einen 1.2l Clio.
Während ich warte, versucht Matthias den Wagen
zu checken. Schlüssel in Zündung, einmal ums Auto herrum, Tür zu - und die Tür ist zu! Fahrertür-Knopf unten, Schlüssel im Zündschloß und Flugtickets im Auto. Das ist doch alles nicht
wahr... Nach einiger Zeit gelingt es dem Personal, den Zweitschlüssel aufzutreiben. Wir können fahren.
Was an diesem Auto nicht stimmt: Der Scheibenwischer ist defekt (Gummilippe ist halb
ab auf der Beifahrerseite und das blanke Metall kratz auf der Scheibe) und der Fensterheber der Beifahrerseite läßt sich vom Fahrersitz nur herunter aber nicht hochfahren. Das mit dem
Scheibenwischer bemerken wir aber zu spät.... unser Reisebüro hatte noch behauptet, die Wagen von DER TOUR seinen alle tiptopp okay - spätestens jetzt sind wir da anderer Meinung!
Wie das mit der Tür passieren konnte, ist uns übrigens auch im nachhinein nicht klar. Wir
versuchen es nachzustellen, aber erfolglos. Mit dem zentralen Verriegelungsknopf geht der Knopf der Fahrertür nicht runter, runterdrücken kann man ihn zumindest bei geöffneter Fahrertür
nicht. Wie also ist das passiert?!? Ein ungelöstes Rätsel der Menschheit und Stoff für Anekdoten...
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