Tag 4
An diesem Montag sollten wir abends unser Auto
am Flughafen erhalten. Wieso wir den Wagen nicht in Rethimnon selbst abholen konnten, habe ich bis heute nicht verstanden, denn Budget hat auch eine Filiale dort. Aber unser Reisebüro erzählte uns, die
Filiale am Flughafen wäre die einzige. Wir hätten uns das Auto noch bringen lassen können, aber das war zu teuer. Später haben wir eine Budget-Filiale in fünf Minuten Fußweg Entfernung vom Hotel entdeckt - na toll!
Wie auch immer - wir sind also morgens losgetrabt und sind schnurstracks zum Busbahnhof in Rethimnon gelaufen, den wir einen Tag zuvor erkundet hatten.
Aber auch das wäre gar nicht nötig gewesen - sowohl Nadine von 1-2-Fly als auch die Damen an
der Rezeption unseres Hotels hatten uns geraten, daß wir - um sicher zu gehen - den Bus am Bahnhof selbst nehmen sollten. Wieso sie uns das geraten haben, weiß ich nicht. Denn die Bushaltestelle
war vielleicht 250m vom Hotel entfernt und gut zu finden! Wir haben dann ein Pärchen aus dem Hotel gesehen, was dort in unseren Bus zustieg. Die hatten keine 45 Minuten zum Busbahnhof laufen müssen.
Nach ca. 1,5 Stunden Busfahrt sind wir jedenfalls in Iraklion. Die Stadt gilt als die häßlichste Stadt Kretas, und dieser Beurteilung kann man
sich wohl anschliessen - jedenfalls ist sie die lauteste und schmutzigste - aber natürlich auch die größte: 120.000 Menschen leben in und um Iraklion. Zunächst führt unser Weg unweigerlich in Richtung Hafen mit
seinem markanten Kastell. Angeblich hat man von den Zinnen aus einen guten Blick über Stadt und Hafen - aber leider ist heute zu, wieso auch immer.
So laufen wir dann weiter hinein in die Stadt, und zwar über die Strasse Odon 25 Avgoustou, die
mehr oder minder steil in die Stadt hinaufführt. Auf der linken Seite sieht man nach ca. 250 Metern die Kirche Agios Titos. Der Name der Kirche geht auf den Begleiter des Apostel Paulus - Titus (=Titos) - zurück. Paulus machte im Jahr 59
n.Chr. Station auf Kreta und ließ seinen Begleiter in Gortis zurück. Um das Jahr 1000 herum wurde die erste Titos-Kirche errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche immer wieder
zerstört und auch wieder aufgebaut, zuletzt von den Türken, die ihr auch die Form einer Moschee gaben. Erst seit 1925 ist sie wieder griechisch-orthodox geweiht.
Neben der Kirche Agios Titos findet sich kurz vor
der Platia Venizelou und dem Morosini-Brunnen die Venezianische Loggia, die - wie der Brunnen - unter dem Statthalter Morosini errichtet wurde. Heute ist hier das Rathaus von Iraklion untergebracht
Der Morosini Brunnen am Platia Venizelou ist das Endstück eines 15km langen Aquädukts, den der Statthalter Morosini 1628 bauen ließ. Der Aquädukt führte vom Hausberg, dem Jouchtas,
von dem aus man einen herrlichen Blick über Iraklion und das Hinterland hat, mitten in die Stadt. Wasser sprudelt aus dem Brunnen aber nicht mehr und vom Aquädukt ist auch nichts mehr zu sehen.
Rund um den Brunnen findet sich zahlreiche der Restaurants, Cafés und Tavernen - in die man natürlich - sofern als Tourist erkennbar - sehr geschäftstüchtig hineingebeten wird. Preise und
Angebot sind wie überall. Am letzten Tag haben wir ein wenig weiter - abseits des Getümmels - noch sehr gut gegessen.
Danach sind wir in Richtung Markt weitergegangen, der zwischen dem Morosini- und dem Bembo
-Brunnen liegt. Dieser Markt könnte glatt auch irgendwo anders in Asien liegen. Er ist sehr geschäftig und von Krimskrams bis zu Fleisch ist alles zu haben. Achtung, er ist nicht immer offen.
Wer sicher sein will, sollte bis 1430 Uhr da gewesen sein. Montags und Mittwochs ist er auch ab 1700 Uhr offen. Am südlichen Ende trifft
man auf den Bembo-Brunnen mit einem angrenzenden türkischen Brunnenhaus. Außerdem ist der Platz hinter dem Brunnen ein guter Punkt, um einen der städtischen Busse zu besteigen. Aber
Vorsicht: Erst im Kiosk dahinter eine (sehr günstige!) Fahrkarte kaufen, dann einsteigen...
Wir gehen weiter durch die Stadtmauer in Richtung Marengo-Bastion. Oben auf der Bastion
findet sich das schlichte Grab von Nikos Kazantzakis. Wem der Name noch nichts sagt, dem wird der Roman Alexis Sorbas sicher etwas sagen. Kazantzakis ist der Autor diese weltberühmten Romans, der mit Anthony Quinn in
der Hauptrolle verfilmt wurde. Der Film spielt übrigens in Stavros auf der Akrotiri-Halbinsel nahe Chania.
Kazantzakis war wohl auch der Kirche gegenüber
recht kritisch - so kritisch, daß er exkommuniziert wurde. Daher ist er nicht auf dem Friedhof beerdigt, sondern hier - außerhalb der Stadt - in einem schlichten Grab mit Holzkreuz.
Wir finden von diesem friedlichen Ort außerhalb des Trubels der hektischen kleinen Großstadt in
die Altstadt.
Wir besuchen als letzte Station noch die Kirche Agios Minas. Es gibt eine große und eine kleine, in der Nähe noch eine Ikonensammlung.
Generell sind die orthodoxen Kirchen auf Kreta meist recht schön und mit vielen, z.T.
eindrucksvollen Ikonen und Goldschmuck ausgestattet. Wer diese Kirchen und besonders die Klosterkirchen besuchen will, sollte eventuell auch eine lange Hose oder längeren Rock griffbereit
haben - oft, besonders in den Klöstern, ist der Zutritt mit Shorts nicht gestattet. Hinweisschilder machen darauf aufmerksam. Fotografieren ist im Kircheninneren fast überall verboten und die Kreter
nehmen das auch sehr ernst.
Danach vertreiben wir uns noch ein wenig die Zeit und holen dann den Mietwagen ab. Da gab es dann so einge Überraschungen. Daher auch ein Tipp.
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