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Uwe Logemann

Letzte Änderung:
21.02.2020

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Seit: 11.10.2002
 

Arkadi und Hinterland von Rethimnon

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Tag 5

Nachts um 439 Uhr gibt es einen lauten Knall, wir sehen durch den Vorhang eine Art Lichtbogen. Dann herrscht wieder Ruhe. Mir war klar, daß da irgendwas nicht in Ordnung war, und ich ging auch nicht wirklich davon aus, daß das bis zum Morgen wieder okay sein würde. Matthias’ Fluch mitten in der Nacht war das Anlaß genug - kein Licht, also auch kein Strom. Kloster Arkadi

Bestätigt wurde das nach dem Aufstehen. Nicht nur, daß wir keinen Strom mehr hatten. Scheinbar waren auch alle Hebeanlagen betroffen: kein Strom, d.h. also auch kein Wasser. Weder Dusche, noch Waschbecken, noch Toilettenspülung. Auf dem Balkon sehe ich einen Trupp Elektriker ankommen, aber die wirken auch nicht wirklich planvoll.

Es folgt eine Katzenwäsche mit Mineralwasser, danach ein Frühstück ohne alles, was warmgemacht werden muß: kein Kaffee, keine Eier. Wir hoffen und beten, daß das noch heute wieder in Ordnung gebracht wird - sicher bin ich mir da aber nicht.

Zudem ist das Wetter nicht gerade toll. Von Sonne nichts zu sehen. Wir lassen uns aber nicht wirklich beeindrucken - trots fehlendem Koffein - und planen für den Tag. Wir nehmen uns das Kloster Arkadi vor.

Kloster Arkadi
Das Kloster hat eine tragische Geschichte und spielt eine sehr wichtige Rolle im Freiheitskampf der Kreter. Am 9. November 1866 begingen hier Hunderte Kreter gemeinschaftlichen Selbstmord, um nicht den anrückenden Türken in die Hände zu fallen. 15.000 Türken standen vor dem Tor des Klosters, in dem sich an diesem Tag 964 Menschen befanden. Zu diesem Zeitpunkt ist aber schon alles zu spät: Der Abt, der der Anführer des sogenannten revolutionären Komitees war, hatte sich geweigert, jenes Komitee aufzulösen und hatte sich damit gegen den türkischen Pascha von Rethimnon gestellt. Die Vernichtung des Klosters ist damit unausweichlich.

Als die sich tapfer verteidigenden Kreter keinen anderen Ausweg mehr sehen, versammeln sich die meisten von ihnen in der Pulverkammer. Der Sprengmeister Kostas Giampoudakis, dessen Denkmal in Rethimnon steht, schießt darauf mit einer der letzten Patronen mitten zwischen die Pulverfässer, sprengt damit die Pulverkammer und reißt die Eingeschlossenen und einige anstürmenden Türken in den Tod! Am Abend des Gemetzels sind 750 Kreter und doppelt soviele Türken tot.

Dieser Vorfall hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt, aber es hat noch Jahre gedauert, bis die internationale Staatengemeinschaft eingegriffen hat und sich die Türken aus Kreta zurückziehen mußten. Der 8. November ist nun der Nationalfeiertag Kretas.

Melidoni-HöhleAls nächste Station kommen wir in Margarites vorbei - es ist ein Töpferdorf, in dem mittlerweile viel Gebrauchskeramik vor allem für die Touristenzentren hergestellt wird. Natürlich bekommt man es hier aus zu kaufen. Außerdem haben wir dort in einem Kafenion eine Frappé getrunken. Vielleicht hätten wir auch noch etwas essen sollen, denn die Souvlaki, die unter unseren Augen frisch zubereitet wurden und der griechische Salat sahen ziemlich gut aus. Und preiswert war es wohl auch noch.

Schrein in der Melidoni-HöhleDanach geht es in die Melidoni-Höhle. Diese Tropfsteinhöhle gilt als Wohnung des Riesen Talos, Sohn des Hepaisthos (Gott des Feuers und der Schmiedekunst). In neuerer Zeit war sie aber auch Ort eines Massakers: 1824 haben die Türken 370 Kreter in der Höhle im wahrsten Sinne des Wortes ausgeräuchert - sie versperrten den Zugang zu den Eingeschlossenen mit brennbaren Materialien und zündeten sie an. Die Menschen in der Höhle erstickten. Die Knochen der Menschen liegen in dem Schrein, der am Boden der Höhle steht.

Von Melidoni geht es nun wieder an die Küste - in einen der malerischsten Badeorte an der Nordküste: Bali. Ja, Bali gibt es nicht nur in der Südsee, sondern auch im Süden Europas... eigentlich ist Bali ein kleiner Fischer- und Badeort auf halbem Weg zwischen Rethimnon und Iraklion, dessen Häuser sich in der engen Bucht an den Hang schmiegen. Dennoch gibt es dort nicht viel außer der Atmosphäre und den Tavernen über dem blauen Wasser.

Wir haben dort unser Mittagessen nachgeholt, bevor wir wieder nach Hause zurückgekehrt sind. An einer Tankstelle, an der wir den Reifendruck unseres Mietwagens korrigiert haben (auf drei der vier Reifen waren nur 1,5 bar, was die schlechte Straßenlage halbwegs erklärt hat), lesen wir dann noch ein junges Pärchen aus Minden auf. Sie hatten eine Fahrradpanne und müssen noch nach Rethimnon zurück. Sie ketten die Fahrräder fest und steigen bei uns ein. Wir unterhalten uns noch ein wenig mit ihnen - am nächsten Tag müssen sie schon zurück, wir dagegen haben ja noch den Großteil vor uns. Am Ostrand von Rethimnon lassen wir die beiden dann raus. Das Wetter wird nun auch wieder besser. Eigentlich wollten wir wegen des nicht so tollen Wetters weiter nach Georgoupolis, aber das lassen wir nun und gegen ab 1600 Uhr wieder an den Strand - und im Hotel gibt es auch wieder Strom und Wasser.

Weiter zu Tag 6 ...

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