Tag 14
Eigentlich wollten wir heute noch einen gemütlichen Badetag einlegen. Aber sofort nach dem Aufstehen ist uns klar: Das wird wohl nichts.
Finstere Wolken und wieder Wind ohne Ende, diesmal aus nördlicher Richtung.
Etwas frustriert frühstücken wir erst mal länger,
verziehen uns dann ins Hotelzimmer und wälzen noch einmal die Reiseführer. Wie überlegen lange - eigentlich kommt nur noch die Halbinsel Akrotiri in Frage. Sollte dann das Wetter nachmittags noch
schön werden, können wir immer noch ins Hotel zurückkehren und an den Strand gehen. Ganz daran glauben tun wir aber nicht, denn es ist so frisch, daß wir lange Hosen anziehen und die
kurzen nur mitnehmen. Daß wir die Badesachen nicht mitnehmen, sollte sich im Laufe des Tages noch als Fehler herausstellen...
Je näher wir Chania kommen und damit auch der
Halbinsel Akrotiri, desto heller erscheint uns der Himmel - aber nur über der Halbinsel. Sie scheint heute der einzige Ort auf Kreta zu sein, an dem es sonnig ist. Akrotiri ist eng verbunden mit dem Film “Alexis Sorbas”, der wiederum
untrennbar mit dem Schauspieler Anthony Quinn verbunden ist. Gedreht wurde der Film in Stavros ganz im Norden der Insel.
Bevor wir das Kloster Agia Triada besuchen, fahren
wir am zweiten großen Flughafen Kretas vorbei - offiziell gehört er zu Chania. Neben dem Flughafen gibt es hier auch einen großen NATO-Stützpunkt,
auf dem auch deutsche Soldaten stationiert sind. Schilder mit der Aufschrift NAMFI (NATO Missile Firing Installation) weisen auf die Basis hin, auf
der seit Anfang der Siebziger Jahre Cruise Missiles stationiert sind.
Das im 17. Jahrhundert im venezianischen Renaissancestil erbaute Kloster Agia Triada liegt
unweit des Bergmassivs, das dafür sorgt, daß man Akrotiri schon aus großer Entfernung sehen kann. Dann fahren wir hinauf zum Kloster Gouverneto.
Der Weg hinauf zum Kloster ist zum Teil etwas abenteuerlich - zumindest für Busse: Einer kommt uns in einer Spitzkehre entgegen. Daß der Bus da durchkommt, ist schon erstaunlich - obwohl der
Fahrer die größte Vorsicht in dem Moment walten läßt, als es eigentlich schon vorbei ist.
Das wehrhaft anmutende Kloster Gouverneto wurde als Ersatz für das weiter unten in einer
Schlucht liegende Kloster Katholiko erbaut, welches der vielen Piratenüberfallen wegen aufgegeben wurde. Ein meist sehr grob geplasterter, steiniger Weg führt hinunter zum verlassenen Kloster. Den
Weg sollte man nicht unterschätzen. Auf halber Strecke kommt man an der “Bärenhöhle” des Eremiten Johannes vorbei, der im 10. Jahrhundert dort gelebt hat. Er wurde von einem Bauern aus
Versehen erschossen: er hielt ihn für ein wildes Tier. Die Höhle hat ihren Namen von einem großen, unförmigen Stalagmiten, in dem man die Gestalt eines Bären sehen kann.
Das Kloster Katoliko liegt tief eingegraben weit
unten in der Schlucht. Das Meer kann man von dort kaum sehen. Nach dem Mittagessen fahren wir an die Westküste der Halbinsel. Wir landen in Kalathas und essen dort zu Mittag - das beste
Mittagessen, das wir in der ganzen Zeit hatten, zumal Raki und süße Trauben als Nachtisch kostenlos kamen. Sonst war in dem Nest allerdings rein gar nichts los.
Der Strand dort ist schön und es scheint die Sonne, der Wind ist auch nicht so stark - und unsere
Badesachen liegen im Hotel - da hat sich dann der Pessimismus vom Vormittag gerächt. Also entscheiden wir uns, recht schnell zurückzufahren ins Hotel - vielleicht erwischen wir dort noch ein
wenig Sonne und Strand. Das sollte aber leider nicht klappen...
Vorher besuchen wir aber noch die wunderschön oberhalb Chanias gelegene Grabstätte des berühmtesten Sohns Kretas: Eleftherios Venizelos. Sein größter Verdienst als griechischer Ministerpräsident ist der Anschluß Kretas an
Griechenland im Jahr 1913, für den über die Jahrhunderte hinweg so viel Blut vergossen wurde. Die Anlage spiegelt die hohe Verehrung Venizelos durch die kretische Bevölkerung wieder: Eine
riesige Grabplatte, eine Allee aus Alabstersteinen, Statuen, eine eigene kleine Kapelle und der grandiose Blick über Chania wirken nicht eben bescheiden.
Als wir nach Rethimnon zurückkommen, ist Baden wegen der hohen Wellen immer noch untersagt - rote Flaggen, außerdem ist es ja auch viel zu kühl. Nach kurzer Zeit
am Strand - eingehüllt in unsere Badetücher - streichen wir die Segel und gehen auf unser Zimmer. Dort ziehen wir eine Zwischenbilanz: Wir haben es schon auf 2000km Fahrstrecke kreuz und quer durch Kreta geschafft...
Weiter zum letzten Tag
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