Zur Vorgeschichte
Zunächst einmal sollte ich erwähnen, daß ich sehr gerne mit dem Rad unterwegs bin. Im Sommer fahre ich mit Freunden gerne mal die ein- oder andere Tour, auch schon mal jenseits der 100Km-
Grenze. Mittlerweile bin ich ganz ordentlich ausgerüstet (für einen Gelegenheitsfahrer...).
Die zweite Sache, die hier eine indirekte Rolle spielt, ist die Tatsache, daß wir (d.h. die Leichtathleten der SG Nied) seit knapp 20 Jahren (so lange bin ich aber noch nicht dabei) das
Bergturnfest oberhalb des Loreley-Felsens bei St.Goarshausen am Rhein besuchen. Diese findet immer am zweiten Sonntag im September statt. Früher sind wir da regelmäßig mit mehr als 20 Sportlern angetreten, inzwischen ist
(leider) die Resonanz aus den eigenen Reihen etwas gesunken, und so kam es, daß ich unsere Teilnahme aufgrund der geringen Teilnehmerzahl am liebsten angesagt hätte... und damit wären wir beim Thema.
Da ich mich dann - etwas enttäuscht von der Resonanz - entschlossen hatte, diese Jahr der Loreley ebenfalls fernzubleiben, war ich natürlich auf der Suche nach einer Ersatzbeschäftigung.
Ergebnis war eine Fahrradtour, deren Erlebnisbericht in den folgenden Abschnitten zu finden ist*:
Feldberg ‘99 - oder: Mein Loreley-Alternativprogramm.
Nun, zunächst fragt man sich, wieso es eines Alternativprogrammes zur Loreley bedurfte. Ganz einfach: Für mich war die "kritische Masse" (bezogene auf die Teilnehmerzahl)
unterschritten. Nicht daß ich etwas gegen die Teilnehmer (AJ, MB, Heike, Lessmann, Norbert) gehabt hätte, aber ich war halt doch etwas enttäuscht, so daß ich es für besser befand, eine "Loreley-Pause"
einzulegen.
Als ich mir überlegte, was ich alternativ zur Loreley am Wochenende unternehmen könnte, fiel mir bei diesem mega-Wetter eigentlich nur eines ein: Vielleicht das letzte sonnig-warme Wochenende in
diesem Jahr nutzen und noch eine kleine Radtour unternehmen! Nun, die Entscheidung war dann am Freitag endgültig gefallen, auch ein Samstag-auf-Sonntag Einsatz auf der Loreley war aus meinen Planungen gestrichen.
Samstag wurde dann kurzfristig zum Einkauf- und Waschtag umfunktioniert. Am Nachmittag beschloß ich dann, mal bei M+M nachzuhorchen, ob wir vielleicht dann am Sonntag eine Tour fahren. M+M waren nicht da, der AB mußte
herhalten.
Aber bis zum Abend tat sich nichts auf meinem AB,auch das Telefon blieb stumm. Also plante ich schon mal alleine. "Wo könnte ich denn mal alleine hinfahren" dachte ich. Mir kam schnell
in den Sinn, wohin mir sonst wohl freiwillig niemand folgen würde: Der Feldberg. Ein hohes Ziel (im wahrsten Sinne des Wortes), aber noch waren es ja noch ein paar Stunden bis Sonntag morgen, vielleicht würden sich M+M noch
melden.
Sonntag, 1000 Uhr Aufstehen, ordentlich frühstücken. Der AB immer noch leer (zumindest, was Anrufe von M+M anging) und das Telefon stumm, auch um 11.00h. Also planen.
1130 Uhr Hhhmm, wird heiß heute. Lieber ordentlich trinken vorher, auf's Fahrrad paßt nur eine Flasche, und Rucksack muß dann doch nicht sein. Flugs noch den Rest
zusammenpacken und in die Radklamotten springen.
1210 Uhr Es geht los. Langsam und gemütlich einradeln. Nach 35 Minuten bin ich in Sulzbach. Mangels Kartenmaterial fahre ich "frei Schnauze" - immerhin,
einen Vorteil hat der Feldberg: Das Ziel ist meist klar zu sehen... In Sulzbach fahre ich einfach Richtung Feldberg weiter, dann Richtung Bad Soden. Muß ziemlich der Osten von Bad Soden sein. Immer schön nach Norden,
irgendwann mache ich - um einer Steigung auf der Straße auszuweichen - einen Fehler und biege rechts auf einen zunächst gut geteerten Rad-/Fußweg ein. Liegt auch viel mehr in meiner Richtung. Nun, der Weg führt in ein
kleines, von einem Bach durchflossenes Tal, wird aber auch immer enger, es kommt Schotter, der Wald wird dichter. Irgendwann ist der Weg quasi zuende. Quasi heißt: Vor mir geht es eine Steigung hoch, die ich mir noch nicht
einmal zu schieben zutraue!!! Als runter vom Rad. Was tun? Forstfahrzeuge scheinen ein paar Furchen in den Waldbogen gezogen zu haben, 90 Grad links hoch zur Straße, die man ein paar Hundert Meter weiter hört. Also schieben,
denn fahren kann man hier nur mit echten Mountainbikes mit geeigneter Bereifung und Rock-Shoxx. Oben geht's dann angenehmer, ist aber immer noch anstrengend. Nach einiger Zeit komme ich auf die Bundesstraße, bin kurz
oberhalb von Königstein und fahre nun auf den Kreisel zu. Hinter dem Kreisel nochein Stück die Straße lang, dann entdecke ich das Schild: Großer Feldberg, 7,9km. Also rechts ab. Dann hoch zum Wald, am Waldrand lang Richtung
Falkenstein. In Falkenstein immer der Nase und den Schildern "Großer Feldberg" entlang. Zwischendurch ein kleiner Stopp an eine Bushaltestelle kurz auf einer Karte orientieren, was trinken und kurz durchschnaufen.
Wieder aufs Rad und wieder hoch. Nun bin ich ganz oben in Falkenstein, die Burg in meinem Rücken. Ab hier geht es zum Fuchstanz hoch. Ziemlich steil, viel Schotter. Also noch mal kurz runter vom Rad - 5 min Pause. Dann
schwinge ich mich auf den Sattel. Die ersten 200 Meter empfinde ich schon als mörderisch, die Steigung ist hart - aber es kommt noch schlimmer. Einen Kilometer später wird es erst richtig steil. Auch wenn ich sonst erst am
Ende einer Steigung vom Rad gehe - hier geht das nicht! Ich muß JETZT runter. Schnauf! Eine ältere Frau kommt vorbei, sieht mich schnaufen und fängt ein Gespräch an - meine Antworten sind eher kurz... immerhin: Das soll das
steilste Stück hinauf zum Feldberg sein. Ob ich es bis dahin schaffe (immerhin sind es noch geschätzt 4,5 km) weiß ich zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht. OK, das letzte Stück dieser Steigung (etwa 150-200m). Mein Gott ist
das brutal, so was habe ich noch nicht erlebt. Oben angekommen bin ich WIRKLICH am Ende. Die Beine zittern. Ein Aussichtsturm bietet 10 min Pause, die ich nun gebrauchen kann. Danach geht es aber wirklich besser.
Stetig geht es höher, aber (fast) angenehm. Plötzlich bin ich dann auch am Fuchtanz. Wieder runter von Rad, die Karte am Wegrand studieren. Ganz sicher bin ich mir nicht, aber es kann nur einen Weg geben. Den nehme ich dann
auch. Und der hat es wieder ganz ordentlich in sich - nicht ganz so wie vorhin, aber ordentlich. Aber aufgeben is' net! Nicht, wenn der Turm schon so nah vor den Augen ist. Dann erreiche ich die Straße an der "Großen
Kurve" - ja, so heißt das Ding wirklich. Das ist da kurz unter dem Feldberg, wo die vielen Parkplätze sind. Von hier aus kenne ich den Weg nur zu gut. Stetig mit 9-10km/h fahre ich nach oben. Es ist steil, aber nix
im Vergleich mit dem Stück oberhalb von Falkenstein. Bis heute dachte ich immer, das Stück kurz vorm Feldberg sei hart... na ja, es gibt immer noch Steig(er)ungen... An der letzten Kurve noch eine kleine Rast, dann hoch zum
Turm.
GESCHAFFT!!!
Es ist jetzt etwa 1435 Uhr, also etwa 2:25 Stunden für die exakt 25km von Frankfurt-Griesheim bis zum Feldberg. Meine Fahrradtacho verhilft mir zu der Einsicht, daß ich unterwegs etwa
40min Pause gemacht haben muß. Pause werde ich auch jetzt machen. Zunächst im neuen Feldberghof, wo ich 1 Liter Radler in mich reinkippe, um dann noch etwa eineinhalb Stunden oberhalb der Laufbahn in der Sonne zu liegen.
Schließlich muß man das Ganze genießen, und wo die Sonne so schön scheint...
1658 Uhr Nun geht es dann doch zurück. Bin gespannt, wie schnell das geht. Eilen werde ich mich nicht. Zunächst wieder die Straße runter bis zur "Großen
Kurve". Mithilfe der Bremsen halte ich die Geschwindigkeit (noch) unter 60km/h. Dann wieder rein in den Wald, der Einsatz der Bremsen hält das Tempo hier auf 25-40km/h, je nach Situation. Bei Verkehr in Form von
Fußgängern auch mal niedriger. Ein paar Minuten später passiere ich den Fuchstanz, dann kommt das fiese Stück von vorhin. Erst jetzt sehe ich, wie steil das Ding ist. Da viel grober Schotter liegt, muß ich auf etwa
10-12km/h runter, was kaum gelingt, da ich dann zum Teil mit stehenden Reifen ein wenig weiterrutsche. Lustig. BTW: Bremsen kann manchmal auch ganz schön anstrengend sein. Nach 15 Minuten bin ich am oberen Rand von
Falkenstein. Möchte nicht wissen, wie lange die umgekehrte Richtung gedauert hat. Ich glaube etwa 1 Stunde... Die Ortsnamen fliegen nur noch so vorbei. Treten mußte ich auf der gesamten Strecke bisher eigentlich gar nicht.
Vielleicht ein paar Umdrehungen, um den Schwung mitzunehmen. Das war's dann aber auch... Bad Soden erreiche ich um 1731 Uhr, ein paar Minuten später rausche ich durch Sulzbach (etwa 1736 Uhr), dann rauf aufs Feld, unter der Autobahn durch nach Sossenheim. Dort über's Feld zurück nach Griesheim.
1802 Uhr Ankunft in der Cuxhavener Straße. 1 Stunde und 4 Minuten vom Feldberg aus. Unglaublich. Dabei habe ich noch nicht mal ordentlich reingetreten. Gibt's doch
gar nicht. Eigentlich unverschämt - so eine Abfahrt müßte man doch länger genießen dürfen, oder?!??
Insgesamt waren das dann 49,12km, Schnitt (laut Tacho, der ja die Standzeiten ignoriert) 17,34km/h, reine Fahrzeit 2:50h, Topspeed (harmlose) 60,5km/h.
Soviel zu meiner kleinen Sonntagstour ;-)
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